
Printmedien und elektronische Medien stehen vermeintlich oder tatsächlich in einem harten Wettbewerb zueinander. Dabei scheint Online inzwischen in vieler Hinsicht die Nase vorn zu haben. Zumindest in puncto Umweltverträglichkeit gilt vielen der Vorteil von elektronischen Medien gegenüber dem herkömmlichen Druckprodukt als ausgemacht. Es scheint ja so offensichtlich: Die Zeitung wird täglich millionenfach gekauft, nur einmal gelesen, weggeworfen – und damit all die wertvollen, weil knappen, Ressourcen wie Holz und Energie. Dasselbe gilt für die unzähligen Broschüren, die oft noch nicht einmal gelesen werden, und – mit einer Einschränkung, auch für Bücher. Sie landen immer- hin in der Regel nicht sofort auf dem Müll. Dieser Verschwendung steht, so das landläufige Argument, auf der Online-Seite gerade mal der Strom gegenüber, den man zum Betrieb eines PC oder Smart Phones braucht. Elektronische Medien bieten inzwischen für alle Printprodukte umweltfreundlicheren Ersatz: Online-Ausgaben der Zeitungen, E-Books mit immer augenfreundlicheren Lesegeräten, Werbung, die immer gezielter auf die Kunden zugeschnitten ist. Und die Kinder lernen mit Online-Schulbüchern gleich auch den Umgang mit den Computern.
Wenn Zeitungen länger gelesen werden, sind sie beim CO2-Footprint im Vorteil. Auch bei eReadern: wenn sie nicht häufig verwendet werden, sind gedruckte Bücher emissionsärmer.
Und außerdem: die meisten haben mehr Spaß, wenn sie Printmedien lesen.

Der Fachverband Druck- und Papiertechnik im VDMA hat diese Sichtweise infrage gestellt. Schon bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass die Rechnung nicht stimmen kann. Man muss auch bei Online-Medien die gesamte Produktions- und „Lebensstrecke“ betrachten. Zum Beispiel die Energie, die zur Herstellung des elektronischen Gerätes nötig ist, mit dem Online-Medien genutzt werden oder – auf der anderen Seite des Lebenszyklus – die oft extrem energieaufwändige Entsorgung von Computerschrott. Schlag kräftige Gegenargumente sind das noch nicht. Deshalb hat der VDMA zusammen mit Print Promotion beschlossen, die Sache wissenschaftlich untersuchen zu lassen.
Der VDMA hat zwei Forschungsinstitute beauftragt, mit verschiedenen wissenschaftlichen Methoden die Ökobilanz der beiden unterschiedlichen Medien zu untersuchen und in einen Vergleich zu stellen. Zwei Institute deshalb, um Einwänden von Einseitigkeit und Voreingenommenheit seitens einzelner Forschergruppen zuvorzukommen. Die Ergebnisse dieser beiden Studien werden in dieser Broschüre vorgestellt. So viel vorab: Online-Medien haben keineswegs gegenüber Printmedien die grundsätzlich bessere Ökobilanz.
Welche Kommunikationsform umweltfreundlicher ist, hängt vor allem davon ab, wie die Medien genutzt werden. Der VDMA sieht sich mit den Ergebnissen der bei den wissenschaftlichen Studien bestätigt. Print braucht sich auch unter ökologischen Gründen nicht hinter Online-Medien zu verstecken. Der Fachverband Druck- und Papiertechnik stellt beide Studien seinen Mitgliedsunternehmen zur Verfügung und versorgt sie auf diese Weise mit wissenschaftlichen Argumenten „pro print“. Die Erkenntnisse der Studien sollen den Unternehmen bei ihrer Positionierung und künftigen strategischen Ausrichtung helfen. Unter dem Strich sollen die Ergebnisse der beiden Studien helfen, das Image der Druck- und Papierbranche zu verbessern
Fazit
Der Medienvergleich liefert ein differenziertes Profil der Umwelteffekte. Die Nutzung von Printmedien wie Zeitung oder Buch ist normalerweise mit einem höheren Primärenergieverbrauch verbunden. Allerdings bedeutet dieser höhere Energieverbrauch nicht automatisch eine höhere Umweltbelastung. Der Energieverbrauch spiegelt zum Beispiel nicht die prozessbedingten Umweltbelastungen wider.

Misst man die Treibhausgasemissionen über den Produktzyklus eines jeden Mediums, die anders als der Primärenergieverbrauch ausdrücklich die Auswirkungen auf die Umwelt spiegeln, verringert sich oft schon der Öko-Vorteil der meisten digitalen Medien. In der Betrachtung der Gesamtumweltbelastung schließlich kehrt sich der Vergleich in Teilen sogar um: Plötzlich haben, zum Beispiel, das Taschenbuch oder das Lehrbuch Umweltvorteile. Bei der Zeitung allerdings ist die Gesamtumweltbelastung immer noch um zwei Drittel höher als bei der Online-Variante.
Daraus folgt die grundsätzliche Aussage: Je nach Nutzung oder Wahl des Mediums können entweder Print- oder Online-Medien ökologisch vorteilhafter sein. Online-Medien sind nicht automatisch umweltfreundlicher.
Die Öko-Bilanz hängt davon ab, wie sich die Einflussgrößen verändern. Dauer und Häufigkeit der Nutzung spielen dabei eine wichtige Rolle. Wie lange sitzt ein Nutzer vor dem PC und liest seine Online-Zeitung? Wie viele Bücher liest ein Nutzer im Jahr? Wie viele Menschen nutzen ein Medium? Eine Tageszeitung wird in der Regel von mehre Menschen gelesen, etwa in der Familie oder am Arbeitsplatz. Die Online-Zeitung liest der Nutzer aber allein. Mit Blick auf die elektronischen Medien ist zu fragen, welche Ausrüstung ein Nutzer hat. Benutzt er einen alten PC, also einen Stromfresser, oder ein modernes Gerät? Einfluss auf die Umweltbelastung hat auch die Entscheidung, ob bei der Nutzung von Online-Medien das Festnetz oder UMTS benutzt wird. Und schließlich: Jeder Umweltvorteil von elektronischen Medien verschwindet, sobald Informationen aus dem Internet ausgedruckt werden.
Der konkrete Vergleich – Je nach Nutzung schneiden die betrachteten Medien unterschiedlich gut oder schlecht ab.
Die Printzeitung verbraucht im Vergleich zur Online-Zeitung deutlich mehr Primärenergie. Der Carbon Footprint ist ebenfalls größer. Die Gesamtumweltbelastung ist bei der gedruckten Zeitung auch höher. Das alles spricht gegen die gedruckte Zeitung. Allerdings verschiebt sich dieses Ergebnis in der so genannten Sensitivitätsanalyse, bei der einzelne Beurteilungsparameter verändert werden. Die Print-Zeitung ist gegenüber der Online-Zeitung ökologischer wenn
◌ sie länger als 26,5 Minuten gelesen wird
◌ der Datentransfer der Online-Version über UMTS erfolgt. Denn das Lesen einer Online-Zeitung, die so übertragen wird, hat eine wesentlich höhere Umweltbelastung zur Folge als via Festnetz.
◌ sie von mindestens 3,2 Lesern gelesen wird.
So if you only read your newspaper for yourself, you have a higher environmental impact.