
Eine Weisheit zum Thema Papier lautet: Papier kann sieben Mal recycelt werden
Die sieben Leben der Faser klingen gut, sind aber ein Mythos. Vor allem die daraus abgeleitete Schlussfolgerung, dass Papier sieben Mal recycelt werden könne. Und was ist dann? Untersuchungen von Professor Putz vom Papierinstitut in Darmstadt belegen, dass die Fasern wesentlich mehr Recyclingzyklen durchlaufen können und Papier damit wesentlich häufiger rezykliert werden kann, als bisher angenommen wird. Andererseits werden die Fasern durch das Recyceln aber auch nicht „besser“, der stets postulierte Grad des Festigkeitsverlustes ist nämlich stoffabhängig und begrenzt.
Dazu sagt Hans-Joachim Putz (TU Darmstadt): Papierrecycling funktioniert nur unter ständiger Zufuhr von Frischfasern, weil:
- nie alle Papierprodukte in den Papierrecyclingkreislauf zurückgeführt werden. Allgemein werden zirka 19 % aller Papierprodukte (inkl. Hygiene- und Spezialpapiere) als nicht erfassbar eingestuft.
- die Altpapieraufbereitung stets von Faserverlusten begleitet wird.
- der Altpapier-Stoff bei häufigem Recycling durch eingebrachte Mikro-Partikel immer verschmutzter wird.
Im Fazit zum Mehrfachrecycling sagt Putz: Die vereinfachende Aussage, dass sich Papierfasern vier bis sieben Mal rezyklieren lassen ist widerlegt. Literaturstellen belegen für verschiedene Primärfaserstoffe bis zu 12 Recyclingzyklen, wobei die größten Veränderungen während der ersten drei bis vier Zyklen auftreten. Modellierungen, die ein mittleres Faseralter ausweisen, beruhen auf Massenbilanzierungen und geben keine Auskunft darüber, wie viele Recyclingzyklen eine Faser ohne nennenswerte Schädigungen tatsächlich überstehen kann. Sofern Papier nicht aus Primärfasern hergestellt wird, muss in der Realität stets eine Mischung an Fasergenerationen unbekannten Alters rezykliert werden. Daher können Versuche mit einer definierten Anzahl an Recyclingzyklen nur im Labor- bzw. Pilotmaßstab durchgeführt werden.
Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.
s.a. Axel Fischer (Ingede)