
Hat die Pandemie für immer verändert, wie man auf Nachrichten und Informationen zugreift? – Für Printmedien kam es während der Coronavirus-Pandemie zu erheblichen Einbrüchen. Doch jetzt gibt es weitere Anzeichen für eine veränderte Beziehung der Verbraucher zu Nachrichten und Printmedien. Die Vertrautheit mit und die Nutzung von Online-Plattformen hat zugenommen. Trotzdem könnte das Ende der LockDowns eine Chance für traditionelle Printkanäle sein, verlorenen Boden zurückzugewinnen.
Eine Studie, die von der NGO-Organisation Two Sides und dem unabhängigen Marktforschungsunternehmen Toluna durchgeführt wurde, zielt darauf ab, die veränderte Wahrnehmung der Verbraucher gegenüber Papier & Printmedien zu verstehen. Sie zeigt, dass 51 % der Verbraucher beabsichtigen, in Zukunft mehr Nachrichten online zu lesen, im Vergleich zu 40 % im Jahr 2019. Dennoch bleibt Print ein wichtiger Kanal und für die stark betroffenen Zeitungen wären fast die Hälfte der Befragten (Eu 40%, Ö 48%) besorgt, wenn gedruckte Nachrichten verschwinden würden.
Verbraucher müssen das Recht haben zu entscheiden, wie sie auf Nachrichten und Informationen zugreifen.
Leser und Konsumenten, die im Home-Office sind, holen sich ihre Zeitung nicht mehr täglich bei ihrem Kolporteur auf dem Weg zur Arbeit. Sie lesen auch keine Lieblingsmagazine mehr im Flugzeug in den Urlaub. Stattdessen erleben Sie, dass Buchgeschäfte und Trafiken geschlossen sind und keine gewohnte Kundenfrequenz mehr haben. In dieser Situation haben die traditionellen News-Redaktionen und -Verlage ihre digitalen Plattformen erfolgreich entwickelt und verbessert, wodurch Online für viele zur Standard-Leseoption geworden ist – wenn auch nicht immer aus freien Stücken.

Man könnte den Eindruck haben, dass die Pandemie dazu führt, alles online zu machen. Andererseits sollte man auch daran denken, dass über 10 Prozent aller Haushalt in Österreich keine Breitband-Verbindung haben und dass 32 Prozent der älteren Menschen das Internet noch nie benutzt haben (Statistik Austria 2020). Dabei sind es die schwachen Mitglieder der Gesellschaft, die auf traditionelle gedruckte Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Rechnungen und Auszüge angewiesen sind. Der Übergang zu einer reinen Online-Gesellschaft birgt das Risiko, dass Ältere, Menschen mit Behinderungen, Bewohner ländlicher Gebiete und Menschen mit geringem Einkommen abgehängt werden.
Darüber hinaus wird die Umstellung auf das Internet gar nicht von allen begrüßt – auch in Österreich, das etwas Print-affiner ist als der europäische Durchschnitt. 39 % aller Befragten und 68 % der über 65-Jährigen ziehen es vor, ihre Zeitungen hauptsächlich in gedruckter Form zu lesen. Weitere 37 % wollen Zeitschriften und Bücher mal gedruckt, mal online zu lesen. Allerdings sind es die Jüngeren, die sich überwiegend für digitale Geräte entscheiden, wenn sie Nachrichten abrufen oder sich die Zeit mit Literatur vertreiben wollen.
Es ist nicht zu leugnen, dass die Digitalisierung einen Einfluss darauf hat, wie wir Nachrichten und Informationen erhalten, aber die wachsende Abhängigkeit von der Digitalisierung bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Unsere Umfrage zeigt, dass es immer wichtiger wird, auch mal Abstand von digitalen Geräten zu bekommen. 46 % der Verbraucher sind besorgt darüber, dass digitale Geräte ihrer Gesundheit schaden könnten, und viele geben an, dass sie zu viel Zeit mit ihren Geräten verbringen (Eu 49 %, Ö 56 %).
Auch das Lesen von Print hat seine Vorteile.
Das Lesen in gedruckter Form ermöglicht es uns, die Informationen, die wir lesen, besser zu verarbeiten und zu verstehen. 39 % der Menschen sind der Meinung, dass sie eine Geschichte besser verstehen, wenn sie sie in gedruckter Form lesen.

Print und Digital werden oft miteinander verglichen, um zu entscheiden, was besser ist. Die Debatte sollte sich jedoch nicht um „Print vs. Digital” drehen, da beide Kanäle wichtig sind und sich gegenseitig ergänzen. Letztendlich müssen die Verbraucher das Recht haben, zu entscheiden, wie sie auf Nachrichten und Informationen zugreifen möchten. So wird sichergestellt, dass die Wahlfreiheit der Verbraucher erhalten bleibt und diejenigen, die nicht auf digitale Informationen zugreifen wollen oder können, nicht benachteiligt werden.
Die Auswirkungen auf die Umwelt bedenken
Unabhängig davon, ob es sich um Print- oder Onlinemedien handelt, gibt es einen gemeinsamen Faktor, der in beiden Fällen berücksichtigt werden sollte: Die Auswirkung auf unsere Umwelt.
74 % der Verbraucher legen besonderen Wert darauf, Papierprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zu verwenden. Dazu passt die Tatsache, dass die Papierproduktion alle europäischen und nationalen Vorschriften und Gesetze einhält und darüber hinaus Überwachung durch unabhängige Zertifikate vorweisen kann: für 74 % des Holzes und 90 % des Zellstoffs, die von der europäischen Zellstoff- und Papierindustrie eingekauft werden. Die wichtigsten Akkreditierungs-systeme sind dabei PEFC oder FSC (Cepi 2018). Tatsächlich ist die Fläche der europäischen Wälder in den letzten 15 Jahren jeden Tag um mehr als 1500 Fußballfelder gewachsen (FAO, 2005 – 2020).
66 % der in dem Bericht befragten Verbraucher halten elektronische Kommunikation für umwelt-freundlicher als Papierkommunikation. Allerdings gehören Papier- und Druckerzeugnisse mit 0,8 % zu den geringsten Treibhausgasemittenten, während die IKT-Industrie für mehr als 2,5 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist – Tendenz steigend (Belkhir & Elmeligi 2018).
Die Umfrage ergab, dass nur wenige Verbraucher (Eu 16 %, Ö 16 %) glauben, dass die Papierrecycling-Rate über 60 % liegt. Außerdem glauben 39 %, dass Papierverpackungen, ob Kartonschachteln, Wellpappe oder Papiersackerl, Verschwendung sind. In Wirklichkeit liegt die Papierrecycling-Rate in Europa derzeit bei 72 %, bei Papierverpackungen sogar bei 84 % (Cepi, 2019).
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Über die Trend Tracker-Umfrage: Im Jänner 2021 wurde im Auftrag von Two Sides eine globale Studie unter 8.800 Verbrauchern durchgeführt, vom unabhängigen Marktforscher Toluna. National repräsentative online-Interviews wurden in Brasilien (1.000), den USA (1.000) und zehn Ländern in Europa durchgeführt, darunter Österreich (500), Belgien (600), Dänemark (500), Finnland (350), Frankreich (1.000), Deutschland (1.000), Italien (1.000), Norwegen (350), Schweden (500) und Großbritannien (1.000). Die Umfrage wird alle zwei Jahre durchgeführt, um die Vorlieben, Wahrnehmungen und Einstellungen der Verbraucher gegenüber Papier, Printmedien und Papierverpackungen zu erforschen und zu verstehen.