
Verpackungen sind ein Wachstumsmarkt. Es wird mehr gekauft, in kleineren Portionen und häufig per Versandhandel. Die zur Verfügung stehenden Materialien sind Hauptsächlich Papier, Glas, Kunststoff, Metall/Alu und Holz, zum Beispiel für Kisten und Paletten. Dabei hat Papier ein großes Potential, Plastik in vielen Funktionen zu ersetzen und damit fossile Rohstoffe einzusparen.
Allein im DACH-Raum könnten pro Jahr über 800.000 Tonnen Kunststoff durch Papier substituiert werden. Das hatte eine Studie der Mainzer GVM-Gesellschaft 2020 ausgerechnet.
70% der Verbraucher unternehmen aktiv Schritte, um die Verwendung von Kunststoffverpackungen zu reduzieren.
Toluna-Studie 2020
Dass diese Trends beim Konsumenten gut ankommen, hatte schon die von Toluna 2020 europaweit durchgeführte Umfrage zu Verpackungen gezeigt. Gerade bei den Umwelt-Kategorien lagen Verpackungen aus Papier vor anderem Material, wie zum Beispiel Kunststoff, Glas oder Metall. Top-Motiv ist demnach die Bio-Abbaubarkeit, die über 70 Prozent der Befragten als erstes den Papierverpackungen zuordneten. Überdurchschnittlich beliebt ist Papier beim Kunden auch in den Kategorien „leicht zu tragen“ und „einfach zu recyceln“.

Um diesem Trend zu folgen ist Nestlé auch umgestiegen. Smarties, die bekannten bunten Schokolinsen, werden in Europa nur in einem Werk in Hamburg hergestellt und dann in über 50 Länder exportiert. Die Röhre und ihr Verschluss, in der die Smarties verkauft werden, sind jetzt nur noch aus Papier und mit Naturfarben bedruckt. Dem Unternehmen zufolge beliefen sich die Kosten für den Papier-Umstieg auf zehn Millionen Euro, wodurch jährlich insgesamt mehr als 190 Tonnen Kunststoff eingespart werden. Darüber hinaus sollen alle Verpackungen von Nestlé bis 2025 recyclingfähig oder wiederverwertbar sein. “Als Unternehmen haben wir eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft”, sagt Carmen Borsche, die für das Süßwaren-Geschäft verantwortlich ist. “Dazu gehört auch eine abfallfreie Zukunft für unsere Nachkommen, an der wir kontinuierlich arbeiten. Deswegen setzen wir jetzt auf recyclingfähige Materialien, wie eben Papierverpackungen.
Ein anderes Beispiel für den Wechsel zu Papier ist Capri Sun. Das Ende der 60er Jahre am Markt eingeführte Getränk hat auf Trinkhalme aus Papier umgestellt. Die zuvor eingesetzten Plastikhalme wären wohl auch von der kommenden Single-Use-Plastic-Richtlinie erfasst worden. Zur Umstellung erklärt CEO Roland Weening, dass eine enorme Entwicklungsleistung dahinter steckt. Die plastikfreie Alternative entspricht den hohen Qualitätsansprüchen des Unternehmens – besonders in Bezug auf Geschmacksneutralität, hygienischen Anforderungen und einwandfrei funktionierendem Handling. Der neue Trinkhalm besteht aus FSC-zertifizierter Rohware und ist nun nicht mehr orange, sondern weiß, da er ohne die Verwendung von Farbstoffen auskommt. Umfangreiche Verbrauchertests ergaben ein durchweg positives Feedback
Nach dem Ende des LockDowns hat auch McDonald’s Österreich seine fast 200 Restaurants mit einer Neuerung eröffnet. Auch hier sind die Strohhalme, aber auch die Becher aus recycelbarem Papier Die neuen, komplett wiederverwertbaren Papierstrohhalme haben sich im Testeinsatz bereits bewährt. Nun werden mit diesen Neuerungen mehr als 90 Tonnen Plastik pro Jahr eingespart. Die Maßnahmen tragen zur Erreichung des selbstgesteckten Ziels bis 2025 bei: Bis dahin sollen 100% aller Gästeverpackungen aus erneuerbaren, recycelten oder zertifizierten Quellen stammen. Neben dem Umweltaspekt verbessert die Umstellung auch die betrieblichen Abläufe, weil die Becher über die verfügbaren, roten Altapier-Tonnen entsorgt werden können.
Nudelabfüllung bei der Fa. Wolf

Auch in Österreich gibt es zahlreiche Entwicklungen zur Plastik-Vermeidung. Ein bekannter Fall dazu sind zum Beispiel die Verpackungen des Güssinger Nudel-Herstellers Wolf. Seit ein paar Jahren werden die Beutel, in denen die Nudeln verkauft werden, aus speziellem Kraftpapier hergestellt. Zu vor mussten aber noch Fragen der Materialverarbeitung geklärt werden. Dazu entwickelte Wolf mit seinem Maschinenlieferanten gemeinsam eine besondere Technik, um die Kanten des Beutels mit einem speziellen Siegelmaterial fest zu verbinden, ohne damit die Recycling-Fähigkeit des Produkts einzuschränken.