
Das Interesse am Klimawandel groß, die meisten fühlen sich aber nicht gut informiert. Dabei hat solch ein Wissen auch einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit bei Kauf-Entscheidungen.
Aktuell neben Corona ist Klimaerwärmung generell das Thema, das in den Medien weltweit hohe Quoten und Leserschaft bringt. Das gestiegene öffentliche Interesse an der Umwelt und an Nachhaltigkeit allgemein spiegelt sich darin wider. Doch was bedeutet das für ein Unternehmen, seine Produkte und den Erfolg seiner geschäftlichen Entscheidungen?
Erst vor eine paar Woche ist die die CoP26-Sitzung, die 26. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, in Schottland abgehgalten worden. Staatsoberhäupter, Politiker, CEOs, Wissenschaftler, Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten hatten sich auf das Umwelt-technisch wichtigste Ereignis seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Jahr 2015 vorbereitet.
Das spiegelt auch die Ergebnisse in der aktuellen Berichterstattung über die Klimakrise in den Medien wider. Laut der Beobachtungsstelle für Medien und Klimawandel, die monatlich aktualisierte Informationen über die weltweite Medienaufmerksamkeit für den Klimawandel veröffentlicht, war der August 2021 der Monat mit der intensivsten Berichterstattung über die Umweltkrise seit mehr als einem Jahrzehnt.
Angesichts der Tatsache, dass der da vorangegangene Monat offiziell zum wärmsten, aufgezeichneten Juli jemals auf der Erde erklärt wurde und er damit den bisherigen Rekord von 2016 gebrochen hat, ist die verstärkte Berichterstattung ein positives Zeichen dafür, dass die Klimakrise endlich in den Redaktionen der Medien ankommt. Ein weiteres positives Zeichen ist, dass die Verbraucher nun aktiv nach Informationen und Nachrichten über die Umwelt suchen, um ihr Wissen zu erweitern – und sie wollen mehr.

Breite Zustimmung für Klimaschutz
Mittlerweile fordert eine überwältigende Mehrheit von 88 % der Menschen in Österreich einen klaren Plan und verbindliche Maßnahmen von der Politik, wie die CO2-Emissionen jährlich gesenkt werden sollen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent. „Die Botschaft aus der Bevölkerung ist eindeutig und darf nicht länger ignoriert werden!“, kommentiert Katharina Rogenhofer vom Klimavolksbegehrens die aktuelle Umfrage.
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Laut einer Umfrage der Yale-Universität wünschen sich rund drei Viertel der Leser (74 %), dass dem Klima in den Medien mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und da der Erfolg aller Medien, ob Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen oder Online, davon abhängt, dass die Menschen diese Medien konsumieren, sind die Unternehmen auch gerne bereit, dem nachzukommen.
Im Vorfeld der CoP26 hatten die meisten Nachrichten- und Zeitschriftenverlage auf der ganzen Welt der Klimakrise viel Platz gewidmet, auch mit Spezial-Ausgaben und eigenen Veranstaltungen. Die Oktoberausgabe des Printmagazins von Bloomberg Green hat einen Sonderteil über die Veranstaltung enthalten, The Economist brachte einen Sonderbericht darüber, was nötig ist, um das Klima zu stabilisieren, und Marie Claire hatte zuvor einen Leitfaden veröffentlicht, der Empfehlungen enthält, wie sich Leser engagieren können.
Natürlich sind die Leser für die meisten Verlage nur ein Teil ihrer Einnahmequelle, denn mehr entfällt auf die Werbeeinnahmen. Doch während viele namhafte Anzeigenkunden ihre Marke sehr gerne mit Umweltberichterstattung in Verbindung bringen, gibt es auch einige, die potenzielle Probleme sehen und sich dadurch etwas entgehen lassen.
Auch in Österreich ist das Interesse am Klimawandel groß, obwohl (oder weil) sich die Hälfte der Befragten „nicht gut informiert“ fühlt. Das ist ein Ergebnis einer kürzlich von Gallup und Medienhaus veröffentlichten Studie, die “viel Aufholbedarf” bei Klimaberichterstattung in österreichischen Medien findet. Bei der Präsentation hielten Andrea Fronaschütz (Gallup) und Andy Kaltenbrunner (Medienhaus) unter anderem fest: Es gibt ein hohes Interesse an Klima-Infos. 23 % der Befragten äußern “sehr großes Interesse” an Nachrichten über Klimawandel und Umweltschutz. Eher großes Interesse bekunden 47 %. Gerade junge Leute möchten dringend mehr hören und wissen. 37 % der Befragten finden, Österreichs Medien berichten zu wenig über Klimawandel – bei den Menschen zwischen 16 und 30 Jahren sehen ganze 55 Prozent hier einen Mangel. Klassische und neue Medien seien damit beide gefordert, sagt Andy Kaltenbrunner. „Die Studie zeigt noch viel Aufholbedarf im Umfang der Berichterstattung.“
Schon im Vorjahr hatte eine Umfrage von MarketAgent ähnliche Ergebnisse gebracht. Etwas mehr als drei Viertel (76 %) der Befragten waren sich sicher, dass der Klimawandel unser Leben in Österreich nachhaltig beeinflussen wird. Solche Einflüsse zeigen sich dann auch im Einkaufsverhalten, wenn Konsumenten sich um die Nachhaltigkeit Gedanken machen, beim Essen, beim Wohnen, beim Reisen, beim Einkleiden und beim Informieren. Wie ist der Fußabdruck meiner Kauf-Entscheidungen? Woher kommen die Rohstoffe dafür, und wohin gehen sie nach dem Gebrauch?
Das Interesse der Konsumenten, mehr über die Nachhaltigkeit der Produkte, die sie kaufen, zu erfahren, ist groß. Das macht es Papier & Printmedien einfacher, ihren Argumenten von nachwachsenden Rohstoffen, hohen Bioquoten, funktionierendem Recycling und auch Bioabbaubarkeit Gehör zu verschaffen.
Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass die Verbraucher die Umweltfreundlichkeit der Unternehmen, von denen sie kaufen, sehr ernst nehmen. Eine Studie des CapGemini-Instituts ergab, dass eine deutliche Mehrheit der Verbraucher (79 %) ihre Kaufpräferenzen auf der Grundlage der Nachhaltigkeit ändert. Diese Verhaltensänderung wirkt sich direkt auf den Unternehmenserfolg aus. 77 % der Unternehmen gaben an, dass ihr Nachhaltigkeitskonzept die Kundentreue erhöht, und 63 % konnten einen Umsatzanstieg verzeichnen.
Dies gilt auch für die Verpackungswahl eines Einzelhandelsunternehmens. Eine Umfrage von Two Sides aus dem Jahr 2020 ergab, dass fast die Hälfte der Verbraucher (48 %) Einzelhändler meidet, die nicht aktiv versuchen, die Verwendung von nicht recycelbaren Verpackungen zu reduzieren. Eine Studie von ProCarton ergab, dass 75 % der europäischen Verbraucher angeben, dass die Umweltauswirkungen der Verpackung eines Produkts ihren Entscheidungsprozess beeinflussen, wobei 77 % angaben, dass sie mehr für ein Produkt zahlen würden, wenn es in einer nachhaltigeren Verpackung geliefert würde.
Unabhängig davon, in welcher Branche Sie tätig sind, liegt es auf der Hand, dass ein Unternehmen davon profitiert, wenn Sie die richtigen Entscheidungen in Bezug auf die Umwelt treffen. In den kommenden Monaten und Jahren wird das Klima weiterhin ein Thema sein, über das die Menschen mehr wissen wollen, und sie werden Ihre Produkte und Prozesse genau unter die Lupe nehmen, um zu sehen, wie umweltfreundlich Sie sind.
von Patrick Mader und Sam Upton