
Der Ruf nach nachhaltigen Verpackungslösungen im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel wird lauter, ergab eine neue Umfrage in Österreich. Rund 80 % finden das wichtig und sind zum Teil auch bereit, dafür mehr zu bezahlen. Die Top-Argumente sind „kein Plastik“ und „Recyclebar“.
Die Verpackungen von Produkten für den täglichen Bedarf und deren Nachhaltigkeit werden derzeit so stark hinterfragt wie noch nie und das Thema berührt Konsumenten, Hersteller und den Handel gleichermaßen. Gemeinsam mit dem Fachmagazin PRODUKT hat das Marktforschungsinstitut Marketagent die unterschiedlichen Ansichten im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel in einer umfassenden Studie unter die Lupe genommen.
Die Relevanz von umweltschonenden Verpackungslösungen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen, zum Beispiel vorgegeben durch das neue EU-Kreislaufpaket. Hersteller und Handel müssen bezüglich Recyclingmaterialien künftig strengere gesetzliche Vorgaben erfüllen, die jetzt viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. In der FMCG-Branche (Fast Moving Consumer Goods) wird nachhaltiges Packaging derzeit forciert. Auch bei den Endkonsumenten ist ein gesteigertes Bewusstsein für das Thema spürbar – ob eine Verpackung nachhaltig ist oder nicht beeinflusst vielfach die Kaufentscheidung.
Die Experten der Hersteller und Händler stellen Papier und Karton an die erste Stelle, wenn es um die Nachhaltigkeit von Verpackungsmaterialien geht.
An erster Stelle kommt Nachhaltigkeit
Dass das Thema Nachhaltigkeit ins Bewusstsein der FMCG-Branche und ihrer Verbraucher gerückt ist, ist unumstritten. So messen 89% der Hersteller, 82% der Handelsmitarbeiter und 77% der Konsumenten dem Umweltgedanken in puncto Packaging große Bedeutung zu. Und auch hinsichtlich der wichtigsten Kriterien, die eine Verpackung erfüllen sollte, steht Nachhaltigkeit hoch im Kurs:
Verbrauchern geht es in erster Linie darum, Plastik zu vermeiden (57%), gefolgt von der Recyclebarkeit (50%) und Umweltfreundlichkeit ganz generell (48%). Hersteller und Handel messen umweltschonenden (76%) und recyclebaren Lösungen (72%) mehr Bedeutung zu. Für die FMCG-Branche wird insbesondere ein Blick auf Platz 3 der Kriterien spannend. Denn sie legt großen Wert auf ein ansprechendes Design (72%). Inwiefern diese Bemühungen bei den Käufern ankommen, ist jedoch fraglich. Immerhin geben lediglich 7% an, dass sie das Design einer Produktverpackung als wichtiges Merkmal erachten.
Papier und Glas, aber auch Algen
Was bedeutet „nachhaltig“ nun eigentlich? Unabhängig vom tatsächlichen ökologischen Fußabdruck einer Verpackung, stimmen Konsumenten, Hersteller und Handel größtenteils in ihrer persönlichen Einschätzung überein: Als umweltfreundlichste Packaging-Lösung gilt für 8 von 10 Verbraucher Mehrweg-Glas, gefolgt von nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf / Algen (74%), Maisstärke (73%) und Papier / Karton (71%). Handel und Hersteller sehen in erster Linie Papier / Karton als umweltschonende Lösung an (78%), aber auch andere nachwachsende Rohstoffe stehen im Fokus.

Nachhaltige Verpackungen um jeden Preis?
Unweigerlich ist eine nachhaltige Verpackungslösung oft etwas teuer – aber sind Herr und Frau Österreicher auch gewillt, dafür tiefer in die Tasche zu greifen? Wenn es nach der Einschätzung von Herstellern und Handel geht, ja. So verorten sie die durchschnittliche Aufpreisbereitschaft von Konsumenten bei rund 8% – tatsächlich liegt sie bei den Betroffenen selbst im Schnitt bei 6,8%. Auf der anderen Seite ist gutes Drittel nicht bereit, mehr zu bezahlen, „nur“ weil ein Produkt umweltverschonend verpackt ist.
Und dennoch: „Für die Mehrheit ist es vorstellbar, auf den Kauf eines Produktes zu verzichten, wenn die Verpackung nicht den persönlichen Nachhaltigkeits-Anforderungen entspricht: 45% der Käufer haben aus genau diesem Grund schon des öfteren Produkte wieder zurück ins Regal gelegt“, so Brigitte Drabek, Geschäftsführerin von PRODUKT. Bisher haben die Waren bei 4 von 10 dennoch den Weg in ihren Einkaufswagen gefunden, sie könnten sich aber vorstellen, diese zukünftig nicht mehr zu kaufen.


Nachhaltige Zukunftsaussichten
„Selbst wenn das Thema in Zeiten der Klimakrise zusehends mehr an Aufmerksamkeit gewinnt, sind nicht alle gleichermaßen davon überzeugt, dass ein Wandel tatsächlich rasch stattfinden wird. Während die Mehrheit in der FMCG-Branche angibt, dass der Umstieg auf nachhaltige Ansätze für Verpackungen in ihrem Unternehmen bereits stark forciert wird, glaubt nur ein Drittel der Konsument*innen daran, dass Veränderungen aktuell vorangetrieben werden“, erläutert Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent, die Ergebnisse.
Auch was die zukünftige Entwicklung angeht, machen sich Unterschiede bemerkbar. Hersteller und Handel zeigen sich hier sehr zuversichtlich: Mehr als 9 von 10 sind optimistisch, dass in ihrem Unternehmen in fünf Jahren mehr nachhaltige Verpackungen verwendet werden als gegenwärtig. Konsument*innen sind in ihrer Einschätzung hingegen etwas vorsichtiger und wollen erst vom Gegenteil überzeugt werden.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen weitere Umfragen, … zum Beispiel der Packaging-Report von TwoSides. Oder Sie lesen die Studien von Horváth, ProCarton und Kantar, die alle heuer veröffentlich wurden.