
Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft bekommen Verpackungen immer mehr Aufmerksamkeit. Beim Kaufen von Artikeln sind sich Verbraucher dabei bewusst, dass sie sich damit auch für eine Verpackung entscheiden. Das wiederum übt Druck auf die Hersteller und den Handel aus. Die Kultur des “kaufen, verwenden, wegwerfen” ändert sich langsam.
Jonathan Tame von Two Sides Europe erklärt: “Verpackungen wurden unter anderem durch kritische Dokumentarfilme von David Attenborough oder von Werner Boote, die die Auswirkungen unseres Abfalls auf die Umwelt aufzeigen, auf die Themenliste der Konsumenten gesetzt.“ Auch wenn Verpackungen in vielen Fällen und auf den ersten Blick verzichtbar erscheinen, erfüllen sie doch zahlreiche Zwecke. Bei wachsender Weltbevölkerung wird Lebensmittel-Verlust zu einem großen Problem, und Verpackung zu einem Teil der Lösung, um die UNO-Ziele zu erreichen. Generell gilt: sie schützen und dosieren das Gut, helfen bei Stapelbarkeit, Lagerung und Haltbarkeit, informieren und verkaufen durch die Bedruckung. Und schließlich verhelfen sie Geschenken noch zu dem beliebten Überraschungseffekt.
Um den Abfall daraus zu vermeiden wurde die europäische Verpackungsverordnung in Österreich 1995 eingeführt. Sie verpflichtet die In-Umlauf-Setzer zur Rücknahme, was durch passende Lizensierungssysteme auch gelingt. Einen Schritt weiter geht nun das neue Circular Economy Package der EU. Dort wird nicht mehr die Rücknahme allgemein, sondern auch Quoten für das Recycling der Wertstoffe speziell geregelt. Dazu sagt Werner Knausz von der ARA: „Bei den Papierverpackungen haben wir heute einen Rücklauf von 85%. Damit erreichen wir die neuen Ziele jetzt schon. Im Kunststoff-Sektor jedoch sind die Recyclingquoten am niedrigsten – und noch deutlich unter den Zielvorgaben.“
Im Bereich Verpackungen hat Papier die höchsten Recyclingraten: Papier 85%, Metall 80%, Glas 74%, Kunststoff 42%.
Um die Wahrnehmung von Verpackung besser kennenzulernen hat Two Sides zusammen mit dem unabhängigen Toluna-Institut im Frühjahr 2020 eine europäische Umfrage (n=5.900) durchgeführt. Die Ergebnisse, die jetzt präsentiert wurden, helfen, die Präferenzen, Wahrnehmungen und Einstellungen der Verbraucher zu Verpackungen aufzuzeigen.
Die Umfrage ergab, dass Verpackungen aus Papier aufgrund ihrer Umwelteigenschaften, wie Recyclingfähigkeit und Bioabbaubarkeit, sowie vieler praktischer Faktoren, wie zum Beispiel der einfachen Lagerung, der leichten Öffnung, des geringen Gewichts bei Konsumenten besonders beliebt sind. Dagegen wird Glas aufgrund von Faktoren wie Wiederverwendbarkeit und Produktschutz bevorzugt. Kunststoff hat, wie vielleicht erwartet, bei keinem Kriterium den höchsten Rang.
Die Umfrage ergab auch, dass Verbraucher in Europa ihr Verhalten ändern möchten, um nachhaltiger einzukaufen. Viele sind bereit, mehr für Produkte auszugeben, wenn sie in nachhaltige Materialien verpackt sind, und fast die Hälfte würde sogar Geschäfte meiden, die anscheinend nicht genug tun. Diese sich ändernden Einkaufsgewohnheiten unterstreichen die Notwendigkeit, dass der Einzelhandel seine Umweltbemühungen steigern und mehr für das Bewusstsein für Umweltzeichen und -zertifizierungen tun muss.
Verbraucher richten ihre Kaufentscheidung bei Verpackungen immer öfter nach Umweltkriterien aus.
In den Themenbereichen der Umfrage wurde so geantwortet:
- Bewertung von Verpackungen: Papier- und Glasverpackungen werden von Verbrauchern besonders positiv gesehen. Der Rohstoff Papier punktet besonders mit den Öko-Kriterien Umweltfreundlichkeit, Recycling und Bioabbaubarkeit. Gerade in Österreich werden diese Eigenschaften besonders häufig angegeben.
- Bedeutung von Umweltzeichen: Der grüne Punkt ist das bekannteste Umweltzeichen, in Österreich kennen es 89% der Befragten. Die Logos der beiden großen Holzzertifizierer sind rund 60% der Konsumenten geläufig. In Österreich schätzen Verbraucher die Wichtigkeit der Systeme ungefähr gleich hoch ein, FSC mit 3,3 und PEFC mit 3,1 Punkten (von 5).
- Meinungen über Verpackungen: Das Umweltbewusstsein der Kunden nimmt zu, was den Druck auf den Einzelhandel auch zum Thema Verpackung erhöht. Überdurchschnittlich große Zustimmung in Österreich gab es zu den Fragen: „Ich versuche aktiv, Plastikverpackungen zu vermeiden.“ (72%) und „Meine Online-Bestellungen sollen am liebsten in Papier verpackt geliefert werden.“ (73%)
- Bewertung von Einkaufstaschen: Stofftaschen und Papiersackerl finden in Europa am meisten Zustimmung. Auch bei diesem Thema sind den Verbrauchern die Öko-Kriterien, die das Material Papier bietet, nämlich recyclebar, bioabbaubar und nachwachsend, besonders wichtig. Im Ländervergleich wird die Bedeutung der Eigenschaft Nachwachsender Rohstoff in Österreich am höchsten bewertet.
Abschließend hält Jonathan Tame von Two Sides Europe fest: “Die Umfrage zeigt, dass Verbraucher in Europa die Umweltqualitäten von Papier-Verpackungen kennen, in anderen Bereichen aber auch unterschätzen – zum Beispiel, wenn es um die hohe Recyclingquote von Papier geht”.
Zur Toluna-Studie gehts hier.
Mehr zum Papierrecycling (Grafisch+Verpackung) gibt es hier.