Vier Megatrends werden in der dt. Papierindustrie den zukünftigen Strukturwandel prägen:
Dekarbonisierung: Die Reduzierung von CO2 zur Erreichung der Klimaziele bleibt die wesentliche Herausforderung. Die Papierindustrie ist prozessbedingt energieintensiv. Die Branche hat in diesen letzten Jahren viel erreicht. Zwischen 2010 und 2021 ist der Stromeinsatz um 16 Prozent gesunken. Die CO2 -Emission je Tonne Papier sank um knapp ein Drittel. In der Branche wird immer stärker Altpapier eingesetzt. Diese Erfolge werden nicht vor weiteren, strengeren Auflagen schützen. Die sich verschärfenden umwelt- und klimapolitischen Ziele auf EU- und bundesdeutscher Ebene werden die Unternehmen stark fordern.
Digitalisierung: Wie in der gesamten Wirtschaft sind auch in der Papierindustrie die Potenziale bei der Digitalisierung von Prozessen, Produkten und Geschäftsmodell noch lange nicht erschöpft. Nach Befragungsergebnissen des IW-Zukunftspanels sind papierbasierte Austauschprozesse noch nach wie vor weitverbreitet. Die Papierindustrie ist durch die zunehmende Digitalisierung bedroht und begünstigt zugleich: Die zunehmende Digitalisierung der Prozesse und Produkte der Kunden der Papierindustrie dämpft die Nachfrage nach grafischen Papieren. Der zunehmende Onlinehandel hingegen erhöht die Bedarfe nach Verpackungsmaterialien.
Demografie: In Deutschland wird die Zahl der Fachkräfte Demografie-bedingt von 43,5 Millionen (2020) auf 38 Millionen (2040) fallen. Bei den für die Papierindustrie besonders beruflich qualifizierten Fachkräften ist in diesem Zeitraum mit einem Rückgang von 31,6 Millionen auf nur noch 23,3 Millionen Personen zu rechnen. Das wird auch die Papierindustrie treffen. Dabei wird das Hauptproblem nicht in der Besetzung typischer Papierberufe, sondern bei Querschnittskompetenzen in den Bereichen Digitalisierung und GreenTech-Berufe liegen.
Globalisierung: Die Papierindustrie ist überdurchschnittlich globalisiert und in internationale Wertschöpfungsketten integriert. Der Produktionsstandort Deutschland ist in den letzten Jahren unter Druck. Im Ausland wächst der Kapitalstock der deutschen Papierindustrie stärker als im Inland. Nach den Erfahrungen der Coronakrise und den Folgen des Ukraine-Krieges gibt es wieder Tendenzen für eine Renationalisierung von Wertschöpfungsketten, das heißt eine engere räumliche Nähe von Produktion und Verwendung. Das bedeutet neue Chancen für den Produktionsstandort Deutschland. Allerdings ist ein enger Schulterschluss zwischen der Papier produzierenden Industrie und den Verwendern von Papierprodukten notwendig. Nur gemeinsam können sie auf die Bedeutung resilienter und regionsnaher Wertschöpfungsketten hinweisen.