
Papier wird schon immer aus Recycling-Rohstoffen hergestellt. Im Mittelalter war es teilweise unter sehr hohe Strafen gestellt, Altpapier über Landesgrenzen zu „exportieren“, damit der Rohstoff im Lande blieb. Das moderne Papier-Recycling wurde in den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt und heute ist Altpapier in Europa mit einer Einsatzquote von 72 Prozent ein sehr wichtiger Rohstoff für die Papiererzeugung. Der zweite ist Zellstoff, der immer nötig bleiben wird, um den Stoffkreis weiter am laufen zu halten.
Immer wieder wird gefragt, wie oft Papierfasern rezyklierbar sind. Dazu widmet sich Papier-Professor Samuel Schabel einer neuen Studie der TU Darmstadt: Die Frage nach Recycling-Umläufen für Papiere zeigt, dass die Faser nicht das Problem ist. Deren größte Schädigung passiert bei der ersten Nutzung. Viel problematischer sind Verunreinigungen durch zum Beispiel für das Recycling ungeeignete Druckfarben oder Klebstoffe oder durch Einträge von Störstoffen beim Sammeln von Papier.
Das große Qualitätsproblem beim Recycling kommt von Druckfarben, Klebstoffen und Störstoffen.
Erstmals wurde das Mehrfachrecycling von Wellpappepapieren am Institut für Papierfabrikation der TU Darmstadt untersucht. Denn im Unterschied zu den grafischen Papieren könnte bei Wellpappen die mechanische und thermische Belastung der Papiere bei der Herstellung zu einer stärkeren Schädigung der Fasern führen. Aber die Versuche zeigen: Auch für Wellpappepapiere gilt die oft kolportierte Zahl von einem maximum von 7 Recyclingzyklen nicht. Unter Laborbedingungen sind 25 Zyklen ohne größere Veränderungen der Fasern möglich. Die Zahl 7 kommt daher, dass die bisherigen Untersuchungen häufig nach 7 bis 10 Zyklen abgebrochen wurden. Eine richtige Interpretation dieser Untersuchungen ist: Eine unbelastete Papierfaser ist mindestens 10 Mal rezyklierbar. Das bestätigt auch Professor Wolfgang Bauer von der TU Graz: Auch wir forschen gerade an dem Thema. Dabei zeigt sich, dass das Recycling bisher unterschätzt wurde und nicht nur im Bereich Wellpappe noch mehr Potential hat.
Abschließend kommentiert Schabel: Um das Recycling von Papier weiterhin in großem Umfang zu sichern werden also keine besseren Fasern benötigt, sondern bessere Papierprodukte mit weniger Substanzen, die für ein Recycling problematisch sind. Da gibt es noch viel zu tun.
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