
Online-Kommunikation mag schnell und bequem sein – doch sie ist Teil einer globalen Infrastruktur, die enorme Mengen an Energie und Ressourcen verbraucht.
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass digitale Medien umweltfreundlich sind: vom kleinsten Mikroprozessor in einem Smartphone bis hin zu den riesigen Serverfarmen, auf denen Daten gespeichert werden, entstehen in jeder Phase der digitalen Kommunikation enorme Umweltauswirkungen.
Während Online bei Controllern wegen der niedrigen Kosten und bei Kunden wegen der Bequemlichkeit attraktiv sein mag, ist der unsichtbare Lebenszyklus der digitalen Infrastruktur nicht zu unterschätzen. Dieser gibt insgesamt fast drei Mal so viel Treibhausgase in die Atmosphäre ab, wie die Papierindustrie.
Schätzungsweise ist die weltweite Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) für 2,5 bis 3 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich¹. Die Papier- und Druckbranche dagegen nur für ca. 1 Prozent². Die IKT-Technologie erzeugt mit Surfen und verschickten E-Mails fast 300 Millionen Tonnen CO2, was den Emissionen von über 60 Millionen Autos entspricht³. Der digitale Sektor wächst schnell und im gleichen Tempo nimmt auch der Energieverbrauch zu, schätzungsweise um 9 Prozent⁴ jährlich. So in die Zukunft gerechnet, wird der IKT-Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2025 bei 8 Prozent liegen – das entspricht dem aktuellen Anteil der gesamten, weltweiten Auto-Flotte⁴⁺⁵.
Papier ist ein Bioenergie-Champion
Das sind Fakten, die nachdenklich machen, aber von Unternehmen nicht erwähnt werden, die (mit Greenwashing) Kunden kontaktieren, die von gedruckter auf online-Kommunikation umsteigen sollen. Doch gerade deshalb ist es wichtig, dass sich Unternehmen und ihre Kunden sich der ökologischen Fakten bewusst sind, wenn sie sich für einen bestimmten Kommunikationsweg entscheiden.
Die Kette Papier & Printmedien gehört zu den Sektoren, die insgesamt am wenigsten zu den globalen Treibhausgasemissionen beitragen. Dabei ist die Branche bemüht, noch nachhaltiger zu werden. Nur in 2018 und in Europa investierte sie über 5 Milliarden Euro in eine kohlenstoffarme Bioökonomie. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt aller der herstellenden Industrie⁶.
Darüber hinaus bilden die Zellstoff- und Papierfabriken die größte Bioenergie-Industrie: über 60 Prozent ihres gesamten Brennstoffverbrauchs zur Energieerzeugung basiert auf nachwachsender und CO2-neutraler Biomasse⁷.

Auch der Wasserverbrauch ist – anders als von vielen Menschen angenommen – sehr gering. Fast 95 Prozent des in der europäischen Papierindustrie verwendeten Wassers wird in gutem, mehrfach geklärtem Zustand in die Gewässer zurückgeführt⁸. Der Rest verdunstet. Und die Rohstoffe? Papier wird nicht aus seltenen Erden gemacht, sondern aus einem nachwachsenden Rohstoff. In Europa wuchs der Wald zwischen 2005 und 2015 um eine Fläche größer als die Schweiz.
Wenn Ihnen also das nächste Mal gesagt wird, dass die Verwendung von Papier negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, werfen Sie einen genauen Blick auf Ihr Smartphone. Es hat einen größeren Umwelt-Fußabdruck, als Sie denken.
Quellen
1 Belkhir & Elmeligi, Journal of Cleaner Production, 2018.
2 ASN und Ecofys, 2015.
3 US Environmental Protection Agency, 2018.
4 The Shift Project. 2019.
5 Andrae und Edler. 2015.
6 Eurostat, 2019.
7 FAO, 2015.
8 CEPI, 2019.
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