
Die Zahl der Infektionen mit dem Corona-Virus ist hoch und damit auch die Verunsicherung, wie das Virus übertragen wird. Papierverpackungen, Printmedien aber auch Papiergeld sind als Überträger unwahrscheinlich.
Die Welt hat sich in den letzten Monaten sehr schnell verändert. Das merkt man im täglich, bei Wirtschaft und Politik bis hin zu Kultur und Gesellschaft – und es wird noch eine Weile dauern, bis sich alles wieder normalisiert. In dieser Zeit, in der man sich intensiv mit der Ausbreitung von Covid-19 und damit befasst, wie diese Ausbreitung eingedämmt werden kann, hat es viel Aufmerksamkeit dafür gegeben, welche Oberflächen das Virus zurückhalten oder potenziell verbreiten können. Da Printmedien und Papierverpackungen physische Medien sind, sind sie ins Rampenlicht gerückt, und es wurde gemutmaßt, ob sich Menschen das Coronavirus allein durch so eine Berührung einfangen können.
„Natürlich können Papier, Karton und Pappe nicht 100 Prozent keimfrei sein. Im Vergleich zu anderen Oberflächen ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung aber sehr gering.“
Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck & Medientechnik.
Fakten berücksichtigen
Forschungsarbeiten und Ratgeber der weltweit führenden Gesundheitsorganisationen, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Journal of Hospital Infection (UK/D) und des National Institute of Infectious Diseases (US), deuten darauf hin, dass das Risiko einer Übertragung von Covid19 von Oberflächen relativ gering ist. Laut Weltgesundheitsorganisation „ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person Handelswaren kontaminiert, gering und das Risiko, das Virus von einem Printmedium oder einer Papierverpackung wieder aufzunehmen, die bewegt, transportiert und anderen Bedingungen ausgesetzt wurde und die gemäßigt temperiert ist, ebenfalls klein”. 1
Eine häufig zitierte wissenschaftliche Forschung zum Thema Oberflächeninfektionsrate kommt aus den USA, vom National Institutes of Health (NIH), den Centers for Disease Control (CDC), der UCLA und der Princeton University, die untersucht haben, wie stabil das Coronavirus auf verschiedenen Oberflächen war. Dabei stellte sich heraus, dass das Virus von Kunststoff, Edelstahl und Karton am längsten auf Kunststoff (bis zu 72 Stunden) und am kürzesten auf Karton (bis zu 24 Stunden) überlebte. ² Diese Zeit verkürzt sich, wenn die Oberfläche einem Luftzug ausgesetzt wird. Auch das Bedrucken samt Wärmeentwicklung verringert die Potenz eines Virus.
“Printmedien sind aufgrund der Art und Weise, wie sie gedruckt werden, und des Prozesses, den sie durchlaufen haben, ziemlich steril”, sagte der englische Virologe George Lomonossoff. “Früher haben die Menschen Fisch & Chips aus Zeitungen gegessen. Die verwendeten Farben und der Druck machen sie deshalb ziemlich steril. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist dann verschwindend gering.“ ³.
In Österreich verweist der Verband Druck & Medientechnik auf die hohen Hygienestandards und Zutrittsbeschränkungen in den Druckereien, die jetzt noch weiter verschärft wurden. Außerdem gibt es neue Möglichkeiten wie „keimfreie“ Lacke. Das sind antimikrobielle Lacke, die als Oberflächenversiegelung auf Papier aufgebracht werden und Bakterien kontinuierlich und dauerhaft abtöten.
Auf die Bedenken eingehen
Zum einen sind die Produktionsbedingungen auf einer Papiermaschine und später in den Druckereien so, dass sie die Menge an lebensfähigen Partikeln, die zur Infektion einer Person erforderlich sind, deutlich verringern. Weiters ist das Material auch danach kein guter Ort für die Existenz des Virus. Forscher fanden heraus, dass das Coronavirus auf glatten, nicht porösen Oberflächen wie Kunststoff am längsten überlebt. Da Papier aber porös ist, hat es eine geringe Potenz, und das auch nur in einem kurzen Zeitraum. ²
In den kommenden Monaten und Jahren wird es zweifellos weitere Forschung über die Beziehung von Covid19 und Oberflächen geben. Das Verständnis dieser Pandemie ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir eine neue Welle ihrer verheerenden Folgen vermeiden wollen. Aber es ist auch wichtig, dass wir uns mit den Bedenken hinsichtlich ihrer Ausbreitung auseinandersetzen.
1 Beitrag auf INMA-Website 23.03.20
2 Beitrag im NEJoM: Aerosol and Surface Stability of HCoV-19
3 Interview with BBC Radio Scotland, 31.03.20
Zu den Details der Studien hier.